GRUSELGEDANKEN

Halloween klopft an die Tür und mit ihm schaurige Gestalten vorm Gartenzaun, Skelette im Supermarkt und Horrorfilme im Kino und Fernsehen. Herrlich!

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich lieeeebe es, mich zu gruseln! Habe mir früher schon immer die „Nightmare on Elmstreet“-Filme auf VHS-Videokassette angeschaut. Dafür war ich zwar noch zu jung und wusste vorher schon, dass ich mindestens eine Woche lang auf dem (um diese Jahreszeit ja schon dunklen) Weg Richtung Schule oder Sporthalle mit extrem beschleunigten Herzschlag besonders kräftig in die Pedalen treten würde, wenn ich am Wald oder den Feldern vorbei musste. Geschaut habe ich trotzdem.

Warum gruseln wir uns so gerne beziehungsweise anders herum: Warum lassen wir uns von diesen Filmen eigentlich so bange machen?

Meine These: Es sind wie so oft meine Lieblingsbegleiter – die Fantasie und die Musik. Habt ihr z.B. bei einer besonders spannenden Szene mal den Ton weggedreht?

Würde man „Friedhof der Kuscheltiere“ mit Volksmusik-Soundtrack hören – es würde uns wahrscheinlich nicht sonderlich schocken (außer, weil wir uns vielleicht vor Volksmusik gruseln). Wenn die naive Teenagerin aber durch einen dunklen Flurgang schleicht und die Musik immer lauter und schiefer wird – dann halten wir meist automatisch den Atem an.

Habt ihr noch die Streicher im Ohr, die in den „Der weiße Hai“-Filmen das typische Herannahen ebendieses verkünden? Man sieht nichts, weiß aber akustisch genau, dass das Grauen nicht mehr weit sein kann. Die Basis besteht tatsächlich aus nur zwei, von Streichern gespielten Noten, ähnlich wie es der ein oder andere von euch ggf. auch aus der ähnlich angelegten „Psycho“-Dusch-Szene kennt. Unmittelbar drohende Gefahr in nur zwei Noten, die uns einen kalten Schauer über den Rücken oder Gänsehaut über die Arme jagen – so simpel kann Horror sein.

… und dann gibt es neben der Musik ja auch noch die von den gruseligen Tönen beflügelte Fantasie. Die uns antreibt, die Handlung zu antizipieren, damit wir uns im nächsten Moment nicht mehr erschrecken. Nur um dann festzustellen, dass die Handlung erst im übernächsten Moment einen Schocker vorsieht, nämlich genau dann, wenn wir uns gerade wieder erleichtert in den Sitz fallen lassen wollten und aus dem wir dann umso erschreckter wieder hochspringen. „Jump-Scare“ nennt man das heute, wie ich vom Sohnemann gelernt habe. Musste ich gerade nochmal googlen, weil ich immer Scare-Jump sagen möchte, aber unterm Strich kommt’s wahrscheinlich aufs gleiche raus. Das ist genau der Schreckmoment, der uns aus dem Sitz springen lässt, als würde die kalte Kralle des Grauens schon hinterm Sofa hervorkommen und nach uns schnappen.

Geradezu witzig finde ich auch immer noch das Mitfiebern in und Kommentieren von dieser Szenen, als könnten wir die Handlung damit irgendwie beeinflussen. „Nein! Nicht nach oben rennen! – Warum rennt sie denn jetzt nach oben..?“ Erinnert mich immer ein bisschen an Louis de Funès‘ „NEIN! DOCH! OOOH!“.

Kopfschüttelnder Weise sitzt man da und fasst es nicht, warum die Opfer ihrem Namen immer eine solche Ehre machen müssen. Es ist immer dasselbe Prinzip und trotzdem habe ich die Hoffnung bis heute nicht aufgegeben, dass irgendein Opfer mal rational handelt und es besser macht. Aber wer macht das schon, wenn er/ sie gerade von einem Kettensäge schwingenden Verrückten verfolgt wird (oder ähnliches). Wahrscheinlich tatsächlich niemand.

Den meisten Grusel brauen wir uns sowieso in unserem Kopf zusammen und das funktioniert immer wieder hervorragend. Bleibt noch die Frage:

… anstatt lieber eine harmlose Komödie zu schauen. (Die harmlose Tierfilmdokumentation, die mir als ersten in den Sinn kam, habe ich direkt wieder gestrichen, denn so harmlos ist das Tierleben ja wahrlich nicht – auch dort gibt es Jäger und die anderen Teilnehmer an einem späteren Punkt der Nahrungskette.)

Die Frage nach dem „Warum“ und die mit ihr einhergehenden Gruselgedanken verfolgen mich tatsächlich schon sehr lange. Sie entspringen der Zeit meiner ersten Horrorfilme und Geisterbahnbesuche.

Einige Filme haben einen so bleibenden Eindruck in mir hinterlassen, dass ich z.B. heute noch eine Riesenangst vorm Achterbahnfahren habe. (Ich sag nur: „Final Destination 3“.) Mache ich trotzdem, um ebendiese Angst zu überwinden und weil ich einfach supergern Loopings fahre. Als allerdings kürzlich kurz vor Abfahrt die Schoßbügel wieder geöffnet wurden, weil jemand aussteigen wollte, habe ich dann schon einen kleinen Affentanz veranstaltet und mehrfach beim armen „Kontrolleur“ nachgefragt, ob die Bügel denn auch wirklich wieder ganz fest geschlossen sind inklusive der Überlegung, vielleicht doch besser gleich mit auszusteigen. Es ist, wie es ist.

So viel sei vorweggenommen und ansonsten würdet ihr diese Worte hier ja gar nicht mehr lesen: Ich bin sitzengeblieben, die Bügel waren fest = Ich hab’s überlebt! 😎

Immer, wenn sich die Warum-Frage wieder den Weg durch meine Gänsehaut sucht, gebe ich ihr dieselbe Antwort, die ich schon als Jugendliche schlüssig fand:

Klingt, als könnte was dran sein und das ist auch gut so!

Ich hoffe, ihr habt das diesjährige Halloween genießen können oder genießt es noch. Es wird langsam dunkel – beste Atmosphäre für Dämonen und Gruselgestalten. Erfreut euch dran und gruselt euch ordentlich, wohl wissend, dass ein sicheres Zuhause auf euch wartet. Oder vielleicht dieses Jahr nicht..? 🤡


Heute gibt es nur einen, der uns begleiten kann, und das ist Michael Jackson mit seinem Meisterwerk „Thriller“ und dem Beweis, dass beim Happy End manchmal leider eben doch noch nicht Schluss ist.

You try to scream, but terror takes the sound before you make it …

Eine Antwort zu „GRUSELGEDANKEN”.

  1. wow!! 76DIE SACHE MIT DEM YIN UND YANG

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu topherlebedeff Antwort abbrechen