„SORRY, EY!“

Die richtigen Worte finden für: Entschuldigungen.

Dieser Abschnitt ist schnell gelesen, denn im Prinzip benötigt ihr für Entschuldigungen nur ein einziges Wort und das heißt „Entschuldigung“. Gegebenenfalls ergänzt um ein „Es tut mir leid.“. Wenn ihr das auch wirklich so meint. Ansonsten lasst es besser sein. Und beherzigt in diesem Fall gern: Weniger (Wortgewalt) ist mehr.

It’s sad, so sad
It’s a sad, sad situation
And it’s getting more and more absurd
It’s sad, so sad
Why can’t we talk it over?
Oh, it seems to me
That sorry seems to be the hardest word.

Elton John

Schon Elton John wusste um die Magie dieses Wortes. Allein dieses Wort über eure Lippen zu bringen ist ungefähr so viel wert, wie den Mount Everest bereits auf 8.847 m erklimmt zu haben. Ein falscher Schritt und ihr stürzt ab. Genickbruch nicht ausgeschlossen. Verfallt in solchen Situationen daher nicht ins Rechtfertigen oder Verteidigen. Ihr möchtet euch doch einfach nur entschuldigen. Nicht die Schuld aufteilen oder weitergeben, nicht das Geschehene mindern, euch nicht auf euren charakterlichen Eigenarten ausruhen („Ich bin halt so.“). Nein. Ihr möchtet jemandem etwas eingestehen, dass diesen enttäuscht, verärgert, verwundert, wütend oder traurig gemacht hat.

Warum kostet es uns eine solch enorme Überwindung, dieses eine Wort auszusprechen?

Wir beleidigen ja niemanden. Wollen nichts Schlimmes. Aber: Wir haben Angst vor der Reaktion unseres Gegenübers. Oder unser Stolz zieht uns am Ärmel und schüttelt verständnislos den Kopf. Aus der Komfortzone treten? Niemals!

Und was bedeutet „entschuldigen“ überhaupt?

Da ist zum einen die Schuld und zum anderen die Vorsilbe „ent“… Honi soit qui mal y pense – ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Und dennoch: Versinnbildlicht diese Wortkonstruktion nicht, dass es da eine Schuld gibt, die unseren Gewissensknöchel wie eine Fußfessel einschnürt? Die wir loswerden wollen, um wieder beschwingt und ohne Last durch’s Leben zu hüpfen? Versuchen wir uns nicht in vielen Fällen selbst eine Absolution zu erteilen? Uns zu ent-schulden? Freizusprechen? Diese Frage darf sich jeder von euch selbst beantworten. Gehen wir im Folgenden von der Annahme aus, dass ihr euer Bedauern tatsächlich von ganzem Herzen zum Ausdruck bringen möchtet:  

Ihr möchtet euch entschuldigen? Dann sprecht es aus! Dieses eine magische Wort.

Und dann? Dann wartet ihr. Wartet ab, was passiert. Wie euer Gesprächspartner euer Wort mit seinem Außenohr einsaugt. Und denkt daran: Im Gegensatz zu den Ohrmuscheln der meisten Säugetiere sind die Ohrmuscheln eines Menschen in nur sehr geringem Umfang beweglich, in Form und Stellung durch Ohrmuskeln veränderbar.

Sagt daher dieses eine Wort LAUT! und deutlich. Damit es (den Weg ins) Gehör findet. Dem Gehör eures Gegenübers. Denn ihr möchtet die Entschuldigung ja demjenigen mitteilen, der eine Entschuldigung verdient (und nicht euch selbst).

Los geht’s!

  • Panzer ablegen
  • Komfortzone verlassen
  • Blickkontakt
  • magisches Wort sagen

Und dann setzt ihr einen Punkt. Den Schlusspunkt für einen Aussagesatz. Denn das ist es. Keine Frage. Keine Aufforderung. Sondern das Ende eurer Ausführung. Eurer Entschuldigung. Punkt.

Spulen wir noch einmal zurück auf Start: Wenn ihr euch wirklich und von ganzem Herzen entschuldigen möchten, weil ihr etwas bereut, dann sind es vielleicht doch vier Worte mehr: Es. Tut. Mir. Leid.   


Eine Antwort zu „„SORRY, EY!“”.

  1. Entschuldigung geht mir leicht von den Lippen. Hatte ich gerade erst, als mir ein Autofahrer den Weg versperrte, ich anhielt und ihn voll anblaffte per du. Das gefiel ihm nicht. Man trennte sich. Am nächsten (!!!) Tag kam ich beim Spaziergang an einem Haus vorbei und genau der Fahrer vom Vortag wollte gerade ins Auto steigen. Ich sprach ihn an, entschuldigte mich, erklärte die Engpass-Situation. UND: Er nannte seinen Vornamen, bot mir das „Du“ an. Wir sprachen noch zusammen. Völlig entspannt. Er wohnt bereits 10 Jahre hier (wir 40).
    NUR: Nicht jeder ist bereit, eine Entschuldigung anzunehmen: Stolz, Misstrauen, Vorsicht, Unsicherheit, Abneigung? Introvertierte Leute blocken eher, intelligente (die sich dafür halten) suchen den Schlagabtausch. Nach dem Motto: Eine Entschuldigung ist mir zu wenig, da muss noch was kommen. Da beginnt mein Haupt – Prinzip: Black or white. In between Charaktersache. Das sagt ein Waage – Geborener (okay, Grenze zur Jungfrau).
    Mach weiter so. Bist ja fast ein Blogger.

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