Wer kennt den Schlager mit Mimi und ihren Krimis noch? Den fand ich als Kind immer lustig, bis mich irgendwann selbst die Krimi-Sucht gepackt hat und ich alles von Alfred Hitchcock, Agatha Christie über Stephen King (falls das Krimi ist) bis hin zu Cody McFaden, Tess Gerritsen, Simon Beckett, Stieg Larsson, Jo Nesbø, Sebastian Fitzek, Nina Ohlandt, Dirk Trost, Michael Hübner usw… und vor allem Zoran Drvenkar verschlungen habe.
Apropos Tess Gerritsen… Ihr Roman „Die Chirurgin“ hat mich gelehrt, dass Krimis eine super Eigenschaft haben: Sie sind recycelbar! Als ich nämlich mal wieder eine Romanentscheidung treffen durfte, landete ich bei eben diesem Buch. Superspannend geschrieben war ich direkt mittendrin im Geschehen und habe fleißig mitermittelt. So ca. nach einem Drittel des Buches wurde ich das erste Mal stutzig: Irgendwie ähnelte die Handlung einer anderen Story, die ich schonmal gelesen hatte. Kann ja durchaus vorkommen. Aber dann bemerkte ich, dass sie der Story nicht ähnelte, sondern die Story war. Öhäm – ich kannte das Buch schon, war mir dessen aber überhaupt nicht mehr bewusst. Und was habe ich gemacht? Richtig: Weitergelesen!
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber scheinbar verfügt mein Gehirn über eine Art Autodelete-Funktion, die kurze Zeit nach dem Lesen eines Krimis/ Thrillers alle Informationen zur Auflösung des Falls wieder löscht. Grandios! So kann man gute Crime-Stories einfach nach einer gewissen Zeit erneut lesen und darauf hoffen, dass die Ermittlungs-Erinnerungen langsamer zurückkommen, als es die Lesegeschwindigkeit der Lektüre ist.
Eine gute Freundin sagte mir mal, dass sie auch gern Krimis liest, aber speziell bei harten Thrillern immer zuerst das Ende lesen muss, um schon von vorneherein zu wissen, dass alles gut ausgeht. Tut es das nicht, fängt sie erst gar nicht an zu lesen. Hmmm. Ich glaube, mir würden dann doch etwas die Spannung und vor allem die falschen Fährten fehlen, auf die man sich ja gerne locken lässt, um am Ende dann doch überrascht dazustehen und sich zu fragen, warum man die „Zeichen“ nicht schon früher richtig gedeutet hat. Andererseits liest sie bestimmt viel aufmerksamer und grinst in sich hinein, weil die Zeichen sie – im Wissen um den Täter – ja quasi in greller Neonleuchtschrift aus dem Buch heraus anspringen.
Und es gibt ja auch genau diese Romane, in denen es nicht um das Täter-Ermitteln geht, sondern dieser von Anfang an bekannt ist und es vielmehr darum geht, wie er/ sie es schafft, der Polizei zu entkommen. Mit vielen Retrospektiven, die erklären, warum aus einem Mensch ein Täter wurde. Das ist bei Max Bentow zum Teil der Fall, wenn ich mich recht entsinne (Achtung Autodelete – für diese Angabe übernehme ich keine Gewähr).
Thriller mit sehr verworrenen Handlungssträngen lese auch ich tatsächlich zweimal, um herauszufinden, an welcher Stelle ich endgültig falsch abgebogen bin und das Ende daher auch nicht nachvollziehen konnte.
Und jetzt etwas aus meinem Nähkästchen: Wie ihr wisst, schreibe ich für mein Leben gern. Im vergangenen Jahr hatte ich die größenwahnsinnige Idee, auch mal einen Krimi zu verfassen. „Kann ja so schwer nicht sein.“, dachte ich mir und genügend Input hatte ich ja aus den tausenden Romanen, die ich schon verschlugen habe. Die grobe Story stand recht schnell und darauf aufbauend habe ich mir im letzten Jahr einen Krimi-Schreibworkshop gegönnt. Das war super – besonders, als wir Teilnehmer passende Tötungsmethoden für unsere Story recherchieren und miteinander ausdiskutieren durften. Unbezahlbar! Da hofft man tatsächlich, dass niemand an der Tür lauscht. 😉
Was ich in diesem Workshop vor allem gelernt habe ist, dass so ein Krimi eben nicht mal eben runtergeschrieben ist, sondern akribischer Vorbereitung und Recherchearbeit bedarf. Mein Respekt gegenüber Kriminalautoren ist enorm gestiegen (und er war schon vorher extrem hoch). Für mich selbst habe ich entschieden, doch besser erst einmal bei meinen kleinen, feinen Gedankenspaziergängen zu bleiben. Die machen auch Spaß und gehen eindeutig schneller von der Hand. Und mein Kriminalroman „K, wie Kröpcke“ bleibt als Skript gut verwahrt für eine Zeit im Leben, in der es einfach mehr Zeit zum Schreiben gibt.
…die Waffe meines Täters ist übrigens eine Blockflöte, entsprungen aus einem parallel zum Krimiworkshop stattgefundenen Blockflöten-Kurs. Inspiration ist alles.
Bleiben noch zwei Fragen offen:
- Braucht ein Krimi/ Thriller ein Happy End?
Hierzu müssten wir erst einmal darüber philosophieren, was denn „Happy End“ überhaupt bedeutet. Wenn ich im Roman sehr in den Täten einzutauchen vermag, dann wünsche ich mir manchmal, dass er entkommt. Ist ja ein Roman und nicht das echte Leben, da darf das. Wenn wir „Happy End“ mit „Das Gute gewinnt immer“ übersetzen, dann lautet meine Antwort folglich: Nein. Nicht nur wegen möglicher Täter-Sympathien, sondern vor allem wegen der schon erwähnten Spannung. Das wäre für mich, wie schon während eines Fußballspiels zu wissen, welche Mannschaft gewinnt. Deshalb schaue ich auch selten Bayern München Spiele, aber das ist ein anderes Thema 🙂 - Warum hebe ich Zoran Drvenkar zu Beginn dieses Spaziergangs hervor und nehme ihn dann nicht weiter mit?
Sein Schreibstil fasziniert mich sehr und ich hätte das Bedürfnis, ihm einen eigenen Gedankenspaziergang zu widmen. Einfacher ist es, euch seinen Roman „DU“ als beeindruckend „anderen“ Thriller zu empfehlen. Vielleicht versteht ihr mich dann.
Und Mimi? Die scheint mit ihrem Krimi-Lese-Wahn den eigenen Mann in die Alkoholsucht getrieben zu haben.
Ich kann nicht schlafen, denn die Mimi muss lesen. Die nächste Leiche wart ich gar nicht erst ab und schleiche aus dem Bett, aus dem Zimmer, aus der Wohnung, auf die Straße in die Bar, denn dort machen ein paar Klare mir den Schädel wieder klar.
Bill Ramsey
Sachen gibt’s. Passiert mit den heutigen eBooks sicher deutlich seltener.
Auf meiner heutigen Krimi-Gedanken-Runde begleitet mich „Keine Märchen“ von Deine Freunde. Was Märchen mit Krimis zu tun haben? Alles! Märchen sind doch der URSPRUNG aller Kriminalgeschichten: Brutal, gruselig, es gibt Täter und Opfer und – im Sinne meiner Freundin – zumeist dann doch ein Happy End.


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