„VERFICKTE SCHEISSE!!!!“
… ist eine Äußerung, die mir nicht unselten über die Lippen kommt. Eigentlich immer laut und – wie meine Gedanken auf ihrem Spaziergang festgestellt haben: oral. Das MUSS aus dem Mund kommen, sonst wirkt es nicht. Zumindest ist das bei mir so.
Wieso meine Gedanken heute auf Zehenspitzen durch den Fäkalsprachensumpf spazierenwaten? Weil eure Gedanken (und wahrscheinlich auch eure Mundwerke) das auch kennen und weil sich Situationen ergeben, die einen (in diesem Fall mich) zum Nachdenken anregen.
Dieses Mal beobachtete ich Sohnemann & friends, die für den Kunstunterricht einen Foto-Comic kreieren durften. Sie sind eifrig bei der Sache und die Bilder nebst Story schnell im Kasten. Thema: Die Verfolgung. Sprech- und Gedankenblasen fehlen noch, aber: So eine Verfolgung ist mega aufregend, da kann einem auch mal ein etwas unsittlicheres Wort herausrutschen, so kurz vorm Eingeholt-Werden. Ideen schwirren durch den Raum bis einer sagt: „Nee, das dürfen wir nicht nehmen. Schimpfwörter gehen nicht.“ Und meine Gedanken fragen sich: Wie schimpft man eigentlich ohne die passenden Wörter? Der Comic-Kompromiss sind dann Laute, wie „AAAAAAARGGHH!“ und ähnliches. Trifft es nicht ganz auf den Punkt, ist aber Kunstunterricht-konform.
Meine Gedanken und ich haben wirklich lange überlegt… aber uns ist keine Alternative für z.B. „Scheiße“ eingefallen, die denselben Effekt hätte, wenn die Wut über irgendjemanden oder irgendetwas sprachlich – und deutlich – zum Ausdruck gebracht werden will. Meinen armen Wasserfilter trifft es recht häufig: Wenn ich ihn nicht richtig abstelle oder er irgendwo hängen bleibt und das ganze Wasser verschüttet, ist das eigentlich nicht schlimm. Aber in stressigen Situationen muss ein „Fick dich!“ dann doch raus. Da wird sich der Wasserfilter auch schon das ein oder andere Mal gefragt haben, wie er das denn machen soll und wie dieses „f…“ überhaupt geht. Meistens muss ich im gleichen Moment direkt lachen, weil ich mich das auch frage, aber: Es ist raus und die Wut in Amüsiertheit umgeschlagen.
Klappt leider nicht immer, z.B. nicht im Straßenverkehr. Wenn die armen Verkehrsteilnehmer alles hören würden, was ich ihnen so durch die geschlossene Fensterscheibe mit auf den Weg gebe – oje…
Da schlägt das Schimpfen allerdings meist in Ironie um á la „JAAHAAA! Fahr‘ doch NOCH ETWAS langsamer! ICH habe ZEEEEIIIT!“ Das gilt also eigentlich gar nicht.
Nun scheiden sich ja die Geister, ob es für uns und unsere Umwelt besser ist, den Ärger einfach runterzuschlucken (schont die Umwelt, kann aber zu Verhärtungen im Nackenbereich oder Magengeschwüren führen) oder doch rauszulassen (kann zu einem verkleinerten Freundes- oder Kollegenkreis führen, ist bei Küchengeräten allerdings gefahrlos, da die glücklicherweise keine Ohren haben). Ich war schon immer für’s Rauslassen. Gern auch einfach mal in den Wald gehen und rausbrüllen, was dann doch mal runtergeschluckt wurde.
Den Gedanken aus der Comic-Diskussion finde ich aber schon weitergehenswert. Und ich habe wirklich (!) versucht, diese Sch…- und F…-Wörter durch irgendetwas Harmloses zu ersetzen. Klappt aber nicht. Zumindest nicht in auch nur ansatzweise befriedigendem Umfang. Das muss schon ein richtig dreckiges Wort sein. Warum? Ich glaube, weil man beim Aussprechen (oder Rausbrüllen) quasi gedanklich das Stück „Sch…“ in der wutgeballten Hand hält und dann auch direkt irgendwo gegenpfeffern möchte. Das klappt z.B. mit dem Wort „Gänseblümchen“ beim besten Willen nicht. Vielleicht versuche ich es mal mit „TASSE!“. Die kann man zumindest auch super irgendwo gegenschmettern. (Noch nie gemacht, aber oft genug in Filmen gesehen.) Das teste ich mal aus. Eine andere Möglichkeit, seine Wut rauszulassen: Einfach mal gaaaaaanz tief ein- und ausatmen. Klappt definitiv, macht aber nicht so viel Spaß.
Für weitere Ideen & wirklich realistisch umsetzbare Anregungen danke ich euch sehr. Und wenn ihr mich mal brodeln seht: Ich beiße nicht, ich will nur schimpfen. Versprochen.
NACHTRAG:
Nein – sicher bin ich kein besonders gutes Vorbild mit meinem Schimpfen, aber außer beim Autofahren bekommt Sohnemann meine Ausdrücke, z.B. meine Auseinandersetzungen mit dem Wasserfilter, nur selten mit. Und manchmal hilft auch spiegeln:
Als Sohnemann noch kleiner war und so langsam die „bösen“ Wörter aus der Schule mitbrachte, da wollte er mich mal richtig schocken und meinte zu mir: „Du Hurensohn!“. Ich habe ihm dann erstmal sachlich erklärt, dass ich ja – wenn überhaupt – nur eine Hurentochter sein könne und ob er denn überhaupt wisse, was eine Hure sei. Er verneinte, ich erklärte – die Berufsgruppe und gleich damit auch, dass das keine zu beschimpfende Berufsgruppe sei. Er überlegte kurz und es sich dann anders und konterte: „Na, dann eben: Du Hure!“. Das breite Grinsen auf meinem Gesicht kam und der Groschen fiel recht schnell, denn – und das fragte ich ihn dann auch: „Wenn ICH eine Hure bin… was bist dann DU?“ Eins zu null für Mama und das Wort kam in keiner der Versionen je wieder bei uns zuhause vor.
Heute sind meine Gedanken und ich mit bekannter Musik im Ohr spazieren gegangen, begleitet von Schimpfwörtern und solchen, die es vielleicht mal werden wollen. Wir hatten „Breathe“ von Télépopmusik im Ohr, das begleitete mich schon im fast gleichnamigen Gedankenspaziergang „Just breathe“ – wo es gern nachzuhören ist.


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