„Bist du glücklich?“
Ich glaube, diese Frage stellt man sich öfter selbst, als dass man sie von anderen gestellt bekommt (oder man selbst andere fragt).
Wie ist eure Antwort?
Ich selbst beantworte diese Frage meistens mit „Ja.“, denn meistens bin ich auch dann glücklich, wenn ich gar keinen erkennbaren Grund zum Glücklichsein habe.
Wo genau beginnt also Glück?
Ist es nicht auch schon Glück, nicht unglücklich zu sein?
Ich denke ja.
Hierzu einen kleinen Schwank aus meinem aktuellen Leben: Da gibt’s einen komischen Ausschlag im Gesicht, von dem niemand weiß, woher er kommt und der trotz inzwischen zweimonatigem Eincremens mit verschiedensten Cremes nur mäßig besser wird. Dazu etwas Corona (gehört ja schon zum Winter-Standard) und um noch einen drauf zu setzen, bricht man sich dann auch noch den kleinen Finger. Alles von Dezember bis Anfang Januar passiert. Und ich denke so bei mir: „Läuft. Rückwärts und bergab, aber läuft.“
Verwundert bin ich darüber schon – unglücklich, aber nicht. Es könnte ja immer alles noch viel schlimmer sein, z.B. einen gebrochenen Finger je Hand. Gebrochen ist der kleine Finger der rechten Hand – somit habe ich als Linkshänderin quasi schon beim Stürzen ein „glückliches Händchen“ bewiesen. Ich glaube, das ist die einigermaßen realistische Einstellung, die einen dazu veranlasst, eher glücklich als unglücklich zu sein.
Diese Einstellung läuft gedanklich zuhause los und endet dort, wo wir höchstens gedanklich, nie aber persönlich sein möchten, z.B. in aktuellen Krisengebieten oder bei Menschen, die diesem Wahnsinn, aber nicht den Erinnerungen daran entfliehen konnten.
Die meisten von uns sind relativ behütet in einem Land aufgewachsen, in dem im größeren Sinne Frieden herrscht und die meisten Kriege eher an Gartenzäunen toben und viel zu trivial sind, um mit echten Schicksalen verglichen zu werden. Klimatisch alarmiert sind wir, wenn wir auch im Oktober noch in T-Shirt und Shorts grillen können und andererseits im Dezember unsere Keller leer pumpen müssen. Alarmiert sind die Vernünftigen unter uns auch, wenn völkisch-nationalistisch Parolen bejubelt und sogenannte Invasoren eliminiert werden sollen oder es an Offenheit für die Vielfältigkeit der Menschen mangelt. Gegen diese Weckrufe werden wir aktiv, indem wir ökologisch denken und handeln, auf die Straße gehen, um für unsere Werte einzustehen, die richtigen Parteien unterstützen, fair anderen Menschen gegenüber sind. Kurz: Wir bleiben wachsam, weil wie Frieden und Weltoffenheit schützen möchten. Auch Freiheit – im Denken, Handeln, Leben & Lieben ist Glück.
Und trotz, dass es uns im Großen und Ganzen gut geht, meckern wir – abseits der oben genannten Themen. Weil es auf dem Wochenmarkt keine Artischocken mehr gibt, im Fernsehen kein ordentliches Programm – oder wenn, dann mit zu viel Werbung oder zur falschen Sendezeit. Weil die Waage wieder zu viel oder der Kontostand zu wenig anzeigt, weil wir zu viel Zeit haben oder zu wenig.
Wenn wir nur lange genug suchen, werden wir etwas finden, was uns nicht glücklich macht und über das wir uns ärgern können.
Nach dem obigen aktuellen Schwank nehme ich euch jetzt mal einige viele Jahre mit zurück in die Sesamstraße: Einige dieser Sesamstraßen-Geschichten habe ich bis heute nicht vergessen, weil sie sich tief in meinem Natascha-Herz eingenistet haben. Zum Beispiel die von einem kleinen Jungen, der abends vorm Schlafengehen ganz traurig war, weil er so einen blöden Tag hatte, an dem alles Mögliche schief gelaufen ist, was er dann seiner Mutter auch aufzählte. Diese hörte geduldig zu und fragte dann ihrerseits, ob er sich denn an gar nichts Schönes von diesem Tag erinnern könne. Nö, konnte er natürlich nicht. Muddi aber schon und zählte dann ihrerseits auf, dass sie doch gemeinsam Eis essen waren, er so viel Spaß mit seinem Kumpel hatte, einen Glückspfennig gefunden hat, den Sammelsticker tauschen konnte, den er schon so lange haben wollte ff. Joaaa, das war Sohnemann ganz entfallen und plötzlich fühlte sich der Tage doch gar nicht mehr so blöde an.
Und wenn ich mich abends manchmal wundere, warum ich gerade kein Glück fühle – wohl wissend, dass es doch gar nicht viel braucht, um dieses schöne, warme Gefühl im Herzen zum Kribbeln zu bringen, dann erinnere ich mich an den Sesamstraßen-Jungen und sammle wie die Mutter das Glück des Tages ein, das ungeachtet im Tagestrubel am Wegesrand vergessen wurde. Und es gab noch keinen Tag, an dem nicht wenigstens ein paar Glücks-Krümel übrig waren.
Sollte es euch auch manchmal so gehen und ihr erkennt vor lauter Wolken die kleinen Sonnenstrahlen nicht, dann denkt an die Worte von Lawrence Durell:
Glück beruht oft nur auf dem Entschluss, glücklich zu sein.
… und geht dann mit diesem Entschluss gedanklich einfach ein paar Schritte zurück, um keinen Funken eures vergessenen Glücks zu übersehen.
Und warum haben wir trotzdem manchmal Pech?
Vielleicht ist das ein kleiner Gruß vom Glück, das uns daran erinnern möchte, es nicht zu vergessen und auch die kleinen Funken wertzuschätzen.
Das ist wie mit unserer Gesundheit: Die wissen wir oft auch erst richtig zu schätzen, wenn eine Krankheit uns spüren lässt, wie großartig es war, einfach nur gesund zu sein.
Und? Fällt es euch vielleicht gerade etwas leichter, glücklich zu sein? Das könnte auch daran liegen, dass es sich draußen gerade schon wie Frühling anfühlt: Angenehme Temperaturen, die Knospen sprießen in der mutigen Zuversicht, dass kein Frost mehr kommen möge, die Vögel zwitschern und geben uns das gute (und glückliche) Gefühl, dass die Natur langsam aus dem Winterschlaf erwacht.
Ich wünsche euch einen guten Start in die sonnigere Zeit des Jahres, viele Glücksgefühle und dass ihr keines davon bis zum Einschlafen vergesst 🌷🍀 Und ihr wisst ja jetzt auch, wo Glück beginnt: Überall dort, wo ihr es zulasst ✨
… und sollten doch einmal Gewitterwolken aufziehen, dann denkt – wie Justin Timberlake und all die anderen wundervollen Menschen in seinem Video – an den Sonnenschein in eurer Tasche und tanzt einfach los! Dann kommen die Glücksgefühle von ganz allein 😊


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