Wortweit

What would you say if I took those words away?
… More than words is all you have to do to make it real, then you wouldn’t have to say that you love me, ′cause I’d already know.

Extreme – More than words

Vielleicht kennt ihr den Song von Extreme. Der ist schon im Gedankenspaziergang Gefühl-Sharing mitgewandert.

Wie wäre es mit einem zweiten Song mit dem Titel „More than dates“? 

So ein Datum, wie jährlich der 24.12. aka Weihnachten bzw. Heiligabend – das Fest der Liebe. Familien und Freunde kommen zusammen, alles ist festlich geschmückt, köstliche Essensdüfte schweben durch die Luft bis in unsere Näschen, alles ist friedlich – es ist ja ein besonderer Tag. Das Jesuskind wurde da wohl auch geboren.

Wir können das genauso auf unsere eigenen Geburtstage übertragen:
Wir werden angelächelt, geherzt, man freut sich für und mit uns. Grüße und liebe Worte erreichen uns über die verschiedensten Wege (inzwischen meist digital), Menschen lassen uns wissen, dass sie an diesem (be)merkenswerten Tag – unserem Geburtstag – an uns denken und wünschen uns, dass wir ihn besonders genießen können. 

An diese „merkenswerten“ Tage erinnern uns in der Regel gute Gedächtnisse oder digitale bzw. analoge Kalender.

Was würde passieren, wenn es keine Kalender gäbe?
… man uns dem Song zufolge also nicht Wörter, sondern Termine wegnähme?

Wann kämen wir zusammen, um das Leben, die Liebe, die Freundschaft, den neuen Jahresring, den Glauben oder einfach UNS zu feiern? Wann würden wir Freunde, Verwandte, Bekannte kontaktieren, um ihnen zu sagen, dass wir an sie denken und um ihnen vielleicht zu sagen, dass wir froh sind, dass es sie gibt?

Wer mich kennt weiß, dass ich ein notorischer Geburtstags-Vergesser bin, was allerdings nicht ganz korrekt ist. Auch meine Kalender verfügen über eine Erinnerungsfunktion und ich freue mich immer wie Bolle für das Geburtstagskind und dass es noch eine Lebensrunde dazugewonnen hat. Was ich wiederum bin, ist ein hoffnungsloser Geburtstagsgruß-Versand-Versager. Meist schicke ich meine Grüße ein paar Tage (manchmal auch Wochen) zu spät oder lasse es irgendwann ganz sein in der Annahme, dass der Empfänger den Zusammenhang nicht mehr herstellen könnte.

Im Jahr der goldenen Anstecknadel für ein halbes Jahrhundert haben besonders viele Menschen an mich gedacht und mich größtenteils pünktlich geburtstagsgegrüßt. Da war ich tatsächlich baff, wie viele Menschen das waren. Alles, was über ein „Happy Birthday“ oder einen „Herzlichen Glückwunsch“ hinausgeht, verdient meiner Meinung nach einen persönlichen, individuellen Dank. In diesem Jahr habe ich tatsächlich irgendwann aufgegeben und entschuldige mit gleichzeitig an dieser Stelle bei allen Xing-Gratulanten, bei denen ich mich mangels Puste und individuellen Dankesideen einfach nicht mehr bedankt habe.

Um es deutlicher zu sagen: Ich habe mich über alle Glückwünsche von Herzen gefreut und gleichzeitig hat mich diese, auf diesen einen Tag geballte Aufmerksamkeit extrem gestresst und ich war traurig, nicht allen Gratulanten gerecht zu werden. Ähnlich ergeht es vielen von euch und mir auch an Weihnachten – der Stress, das perfekte Geschenk zu finden und der Druck, dass der Tag einfach perfekt und unbedingt harmonisch ablaufen muss – ist ja schließlich Heiligabend.

Dieser Gedankenspaziergang führt mich daher zu der Erkenntnis, dass ich Unanlassbezogenheit ziemlich grandios finde. Ich weiß aber auch, dass es Menschen gibt, die tief enttäuscht sind, wenn man (obwohl man ganz feste an sie gedacht hat) keinen Geburtstagsgruß an eben diesem Tag schickt. Für mich selbst gilt das nicht und ich weiß, dass es einige von euch ebenfalls gelassener sehen.

Daher: Solltet ihr zu den Menschen gehören, die meinen Geburtstag kennen (und ansonsten: es ist der 10. Mai 😏), dann schiebt diesen Geburtstagtermin doch einfach mal einen Monat oder ein halbes Jahr oder wohin immer ihr wollt weiter. Ich weiß genau, dass ich trotzdem genügend Glückwünsche an genau diesem einen Termin erhalte. Und wie viel mehr kann ich mich dann doch freuen, wenn ich auch an anderen Tagen einen lieben Gruß von euch erhalte! Muss ja keine nachträgliche Glückwunschkarte sein. Ein „Hallo – wollte mich mal wieder bei dir melden und dir sagen, dass du super bist.“ tut’s auch 😉 Ist doch viel schöner, wenn man sich diese punktuelle Aufmerksamkeit in viele kleine Glücksmomente zerteilen kann und sich – eben auch ganz unanlassbezogen ganzjährig über einen lieben Gedanken freuen kann.

Das ist mit Geschenken übrigens dasselbe. Ich finde es recht stressig, termingerecht Geschenke zu organisieren. Daher schreibe ich mir gern kleine Merklisten mit Geschenkideen, wenn mir diese gerade über den Weg laufen oder der/ die zu Beschenkende eine kleine Bemerkung zu einem Gefall fallen lässt. Ich kaufe es dann zwar termingerecht, weil ja nie sicher ist, ob der Gefall sich noch ändert oder die Idee schon selbst gekauft wurde. Aber immerhin startet man nicht bei null und ansonsten: Kleine Geschenke & Gedanken einfach so zwischendurch erhalten die Freundschaft – muss ja nicht immer nur zu Geburtstagen, Weihnachten & Co sein.

In diesem Sinne wünsche ich bereits jetzt dem neuen Jahr 2024 einen guten Start. Möge es ein friedliches, fröhliches, gemeinsames, überraschendes, gesundes, glückliches und vor allem unanlassbezogenes sein. Denn: Voneinander zu hören, füreinander da zu sein, ein liebes Wort auszutauschen, Freunde zu treffen und auch gern einmal zu überraschen, gemeinsam Zeit zu verbringen und sich zu feiern – das bekommen wir doch wohl hin, egal, ob anlass- oder unanlassbezogen.

Euch allen ein fantastisches 2024 mit genau der richtigen Dosierung an allem, was ihr für’s Glücklichsein benötigt. ❤️

Kurz vorm Jahreswechsel begleiten mich die Black Eyed Peas, die sich zumindest sicher waren, dass es eine gute Nacht wird. Erweitern wir es doch einfach unanlassbezogen auf ein gutes, ganzes, neues Jahr 🎉