Wer von euch benutzt eigentlich heute noch seine Fantasie? Meine heutigen Gedanken wandern genau dahin: in eine Welt, in der sie sich hervorragend auskennen. Fantasie kennt und habt ihr alle! Das ist dieser Ort – nein: diese Welt – in der alles möglich ist und die keine Grenzen kennt. Zumindest habe ich noch keine gefunden. Als Teenie war ich bereits mit Simon Le Bon verheiratet und mit Morten Harket an einem Fjord campen. Ins Weltall bin ich auch schon gekommen, obwohl ich es da ziemlich unheimlich fand. Das war mir dann doch zu viel Grenzenlosigkeit… Als Astronautin hatte ich einen Auftrag außerhalb der Raumstation und meine Halterung hatte sich gelöst, so dass ich langsam, aber sicher in die unendlichen Weiten trieb. Unheimlich, aber dennoch suchen mich diese Gedanken immer wieder mal heim.
Besonders gut taten mir und bestimmt auch vielen von euch gedankliche Ausflüge zu Lockdown- oder doch zumindest Pandemiezeiten. Wenn man einfach trotzdem am Stand Punta Canas spazieren gehen konnte oder in einer Bar in Kuta feiern.
Aber auch unabhängig davon tut es einfach gut, sich mal für einen kurzen Moment (oder einen längeren) wegzubeamen. Mit Hannes einen ausgedehnten Spazierganz zu machen oder sich mit Mark auf unserem Lieblingskletterbaum zu treffen und zu sprechen. In alten Zeiten zu schwelgen oder mir einen Rat zu holen, insgeheim wissend, dass das im wahren Leben leider nicht mehr möglich wäre, da beide nicht mehr auf der Welt sind, in der wir leben.
Es heißt oft, dass Kinder mehr Fantasie haben als wir Erwachsenen. Aber ist das wirklich so? Müsste uns nicht ein viel größeres Fantasieland zu Füßen liegen mit all den Erfahrungen und all dem Wissen, das wir seit unserer Kindheit zusätzlich angesammelt haben? Und ich denke, so ist es auch. Viele von uns nutzen die Möglichkeiten jedoch nicht vollumfänglich, setzen sich selbst Grenzen, erlauben sich oft nur einen kleinen Blick in diese Welt, die doch so unendlich viele Abenteuer zu bieten hat. Nicht alle sind schön und enden gut. Auch in der Fantasie fällt man mal hart. Aber es tut nicht so weh.
Das Buch, das mich schon in meiner Kindheit sehr beeindruckt hat, war „Die unendliche Geschichte“, in der Phantásien langsam zerfällt, weil die Kinder/ die Menschen nicht mehr daran glauben, ihre Fantasie nicht nutzen. Und ich habe mir immer geschworen, dass ich an diesem Zerfall niemals mit schuld sein möchte. Und so haben meine Gedanken – nicht immer, aber oft – die Erlaubnis, sich auf ihre Spaziergänge zu begeben, mich mitzunehmen und mir wiederum meine Fantasiereisen zu gönnen. Spannenderweise träume ich nie. Oder zumindest erinnere ich mich nie an Träume. Vielleicht auch, weil meine Gedanken tagsüber schon genug verrückte Sachen erleben und nachts gemeinsam mit mir zur Ruhe kommen.
Die Überlegungen zu diesem Gedankenspaziergang habe ich schon sehr lange, aber den letzten Anschubser hat mir Matthias Schweighöfer gegeben, der in einem Interview sinngemäß folgendes sagte: Die Fantasie sei „der einzige Ort auf der Welt, den niemand begrenzen kann, nur ich.“ Und so ist es ja auch.
Ich freue mich, dass ich mir meine (kindliche) Fantasie bis heute gut erhalten und mit immer mehr Anregungen für neue Abenteuer angereichet habe. Und – ja – ich denke auch regelmäßig an Atreju und Fuchur, denn das ist für mich der Sicherungsschein, dass die beiden, gemeinsam mit unser aller verrückter Gedanken das Fantasieland erhalten, damit wir auch weiterhin auf aufregende, entspannte, neue, wagemutige und vor allem grenzenlose Gedankenreisen aufbrechen können.
Und unser echtes Leben? Das ist doch letztendlich ein Auszug unserer Fantasie. Der Teil, den wir uns getraut haben, mit in unsere reale Welt zu nehmen.
Musikalisch gehe ich mit Andreas Bouranis „Nur in meinem Kopf“, denn das Lied passt einfach so wunderbar…


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