Leidenschaft = für etwas brennen, etwas mit voller Emotion, mit Herzblut tun oder fühlen.
Die Leidenschaft (Substantiv, feminin)…
Mal ganz tief in die Klischee-Kiste gegriffen könnte ich jetzt die Vermutung äußern, dass es schon Sinn macht, dem Wort ein weibliches Geschlecht zu geben. Es passt schon sehr gut auf uns weibliche Wesen, sind wir doch gern emotional und eben leidenschaftlich.
Aber eigentlich haben sich meine Gedanken auf den Weg begeben, um etwas ganz anderes zu hinterfragen: Jobs & Leidenschaft – sind diese stets miteinander verbunden?
Praktisches Beispiel der letzten Tage: Uhrengeschäft. Ich zeige Interesse an einem ebensolchen Zeitanzeiger und bitte die Verkäuferin, mir die Uhr meines Begehrs zu zeigen und mich anprobieren zu lassen. Darf ich und stehe dann so mit der Uhr am Handgelenk da. Doch, ich mag sie.
Mein Mann grinst mich, dann die Verkäuferin an, wartet. Wartet noch etwas länger und fragt die bis dahin eher unbeteiligt neben uns stehende Uhrenfrau schließlich: „Und? Was meinen Sie?“
Sichtlich erschrocken über die völlig unvermittelte Ansprache entgegnet sie: „Och, grün ist nicht so meine Farbe.“ (Ach ja: die Uhr ist quietschgrün.)
Pause.
Schweigen.
Ihr Kollege kommt dazu.
Sie: „Aber DU magst doch grün, oder?“ Völlig perplex über die wiederum für ihn überraschende Frage geht er verdattert und kopfschüttelnd weiter.
Läuft bei mir. Eigentlich wollten wir ja nur eine Meinung zur Uhr und keine allgemeine Umfrage zu Farbvorlieben starten.
Hmmm… „Ich überleg‘s mir.“, sage ich, gehe aus dem Laden und weiß, dass ich‘s mir schon längst überlegt habe: Ich kaufe die Uhr. Aber woanders.
Warum das meine Gedanken so beschäftigt? Ich habe auch lange als (Reise-)Verkäuferin gearbeitet und – egal, ob Fahrkarte nach Celle oder Südafrikarundreise – ich behandelte jeden Kunden gleich und vor allem mit vollem Herzblut. Weil die Fahrkarte nach Celle für die ältere Dame, die sie jede Woche bei mir kaufte, ein genauso großes Highlight war, wie für das Businesspaar der Südafrikatrip.
Warum ich das getan habe? Weil es einfach Spaß macht, Menschen dabei zu unterstützen, ein tolles Gefühl zu haben. Weil man sich gemeinsam freut. Weil das Lächeln & „Danke“ für mich immer ein größerer Lohn war, als eine Provision oder Auszeichnung als Verkäuferin des Monats (mal abgesehen davon, dass es das auch nicht gab
). Auch wutschnaubende Kunden habe ich immer gern übernommen, weil es sehr befriedigend ist, ihnen die Wut zu nehmen und sie zufrieden oder zumindest verständnisvoll wieder zu verabschieden.
Das ist es doch, was einen Job ausmachen sollte: (gemeinsam) Spaß zu haben, Erfolge zu genießen und mit Leidenschaft seine Aufgaben zu erfüllen. Nicht, weil man muss, sondern, weil man will.
Ich verstehe immer noch nicht, was die Uhrenfrau antreibt, Uhren (nicht) zu verkaufen. Sie kann doch eigentlich nur gewinnen (Umsatz, Erfolgserlebnisse, Zufriedenheit).
… und ich revidiere meine anfängliche Vermutung: Leidenschaft & Weiblichkeit gehen nicht zwingend miteinander einher.
Das Beruhigende: Die meisten Menschen, die ich kenne (eigentlich fast alle), brennen für das, was sie tun – sei es beruflich (egal, welchem Beruf man nachgeht) oder privat. Und sind, soweit ist das beurteilen kann, glücklich & zufrieden.
Oder – und das kann ich auch ganz gut – regen sich auch mal ordentlich über irgendetwas auf. Das klappt mit Leidenschaft irgendwie auch viel besser ![]()
Ich spaziere heute mit Jonathan Jeremiah. Textlich passt zwar nur der Anfang zu meinen Gedanken, aber es macht so Spaß, im Takt seiner Musik & in Gedanken mit ihm zu gehen ![]()


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